Das Thema Liebe ist eins der heikelsten überhaupt. Warum eigentlich? War es nicht mal das Schönste überhaupt? Noch immer ist es mir ein Mysterium und ich tue mich sehr schwer es zu durchschauen. Es gibt vieles, das ich weiss aber in der Liebe fühle ich mich wie ein Kind. Warum das so ist, hat mir nun ein Artikel von B. Schmid im Magazin, erklärlicher machen können. Wie ich schon vermutet habe, liegt es nicht an mir, sondern wieder mal an der Gesellschaft, welche nicht mehr fähig ist diese echte Liebe wirklich zu leben und zu fühlen. Ich darum auch in diesem Bereich am Rande stehe. Weil ich diese eine wahre Liebe eben noch kenne und jeden Tag spüre. Dieser Text hat mir aus tiefstem Herzen gesprochen. Ich hätte es selber nicht besser formulieren können. Darum hier ein paar Auszüge in der Hoffnung der Leser reflektiert dadurch sein eigenes Liebesverhalten und sorgt für mehr Leidenschaft unter den Menschen.
Es gibt eine andere Vision von Liebe. Dich gewinnen oder umkommen, steht auf ihrem Banner: leben oder sterben. Sie erzählt davon, wie eine Frau tagelang vor dem Telefon kauert und auf seinen Anruf wartet. Diese Liebe erzählt von ihm und ihr, die nicht mehr schlafen, wenn sie im selben Bett liegen, weil das Vergessen des anderen dem Tod gleichkommt. Sie erzählt vom Mann, der ihre Schuhe aus dem Fenster wirft, damit sie ihn an diesem Morgen nicht verlassen kann. Eine solche Liebe wird heute krank genannt. Sie gilt als äusserst ungesund. Der emotionale Aufwand passt nicht zur Gefühlsökonomie, die in modernen Beziehungen herrscht, wo Einsatz und Ertrag genau berechnet werden. Die Wahl eines Partners muss sich lohnen, ich gebe soviel, wie ich erhalte. Mir selbst gebe ich keine Blösse. Wir sind pragmatisch geworden: passen den anderen in unser Leben ein, passt er nicht, Pech gehabt. Wer die bedingungslose Liebe begehrt, wird als Romantiker belächelt. Das Wort Liebe nimmt man nur noch ironisch in den Mund. Wie pathetisch, heisst es schnell mal. Dabei hat das glühende, fordernde Gefühl einen einfachen Namen: Leidenschaft. Diese wilde, rücksichtslose Leidenschaft, eigentlich eine archaische Empfindung, muss zurückerobert werden. Ein Plädoyer für mehr Drama in der Beziehung. Mehr Lust, mehr Glück, mehr Erfahrung, mehr Schmerz. Wenn wir uns verlieben, händigen wir dem anderen eine geladene Pistole aus. Es ist ein Akt von grösstem Mut, und alle Schutzmassnahmen der Welt können die schrecklichen Folgen nicht vermindern. Lieben heisst riskieren. Je grösser die Gefühle, desto mehr liefert man sich aus. Wer sich hingibt, lebt fortan gefährlich. Emotional und intellektuell Abgestumpfte verlieben sich nur mit Versicherungspolice; nicht wirklich, weder heftig noch dauerhaft. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben politische Korrektheit, Zynismus oder die Vermarktung des Sex romantische Liebe zu einem verrufenen Mythos oder einem Freizeitsport reduziert: Die Tragödie unserer Zeit ist die Trivialisierung der Liebe. Eine Obsession des Happy Ends hat die erfüllende und aufzehrende Kraft des Liebessehnens abgelöst."Ich suchte nicht nach einer ehelichen Verbindung. Ich suchte nichts in dir ausser dir selbst." Jeder der sich auf etwas einlässt, das ambitionierter, gefährlicher und schwieriger vorauszusagen ist, wird als pathologischer Fall angesehen. Ein Liebesobjekt zu wählen, das einen herausfordert, an dem man möglicherweise scheitert, könnte stark und kühn sein. In einer therapeutischen Kultur gilt es als Resultat von Unsicherheit und psychischem Schaden. Es ist viel weniger aufregend einen Seelenverwandten zu gewinnen als einen Gegenpart. Doch der Glaube an die Symmetrie in Beziehungen hat sich durchgesetzt. Alles muss gleich sein oder geteilt werden: Gefühle, Aufgaben, Bedürfnisse. "Es gibt nichts unerträglicheres für eine leidenschaftliche Frau, als zu warten." Der Liebende ist edler als der Geliebte. Zwar gehört den Erfolgreichen die Welt, mehr denn je. Die Bereitschaft, zu leiden und zu scheitern, bedeutet aber, gelebt zu haben. Das Begehren ist das unerfüllte Begehren, dadurch wird das Begehren aufrechterhalten. Weil wir heute aber so frei sind, weil es so viele Möglichkeiten gibt und irgendwo vielleicht immer noch was Besseres wartet, lässt man sich nicht ein. Mit der sexuellen Verfügbarkeit ist ein Aphrodisiakum weggefallen: Das Verlangen nach dem Abwesenden. Schnelle Befriedigung ist jederzeit möglich. Keine Tabus mehr. Man spricht über alles. Es gibt ein Geschwätz über Intimität in unserer Kultur, das trivialisiert und abtörnt. Das Ideal der Unerreichbarkeit gilt nun als Masochismus. Der Einsatz in die Liebe ist schrecklich klein geworden. Ein armseliges Nutzdenken bestimmt das Verhältnis zwischen Mann und Frau.
Liebe auf den ersten Blick, das war einmal: Unbeabsichtigt auf jemanden stossen, der nur gewartet zu haben scheint, dass der andere ihn entdeckt. Bei der Liebe auf den ersten Blick wählt man nicht, sondern wird hingeführt. Man erblickt einen Menschen, die Erscheinung einer Idee, und ist getroffen.
Die unmögliche, atemlose, besessene Liebe rebelliert.
*Für Maxim*
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