Monday, September 7, 2015

INSIDER

Ich habe den Ausflug in die Welt der SVP-Sekte also ueberlebt. Nein man hat uns nicht gleich gehaeutet, aufgehängt und dann am Kreuz verbrannt. Nur fast. Das schien ja doch eine sehr private und interne Veranstaltung gewesen zu sein. Viele waren nicht da. Nur der harte Kern eben. Darum waren auch die Reden dementsprechend mit den repetitiven Hassparolen und Hetzphrasen versehen. Wie man das halt von diesem Neandertalervolk gewohnt ist. Dieses Plaudertongewaesch zielt wohl auch darauf ab die Leute in eine meditative Hypnose zu versetzen und gleichzeitig ihren Kampfgeist zu wecken. Letzteres wird dann aber durch das Verabreichen von hochprozentigem Alkohol wieder im Keim erstickt. Gesellig soll es ja sein. In der Heimat. Auch ein sehr beliebtes Wort um die Massen anzulocken. Ja daheim zu sein, ein Zuhause zu haben und nicht verfolgt zu werden, ist zur Abwechslung wirklich mal wieder was schönes das kann ich bestätigen. Aber wer will das nicht in dieser Welt. Und zu welchem Preis. Weil ich ja nicht gleich wieder aus dieser SVP-Hochburg vertrieben werden will, die hier erstaunlich tolerant zu sein scheinen, habe ich mich mit meinem Protest wirklich sehr zurück gehalten. Auf den Toitoi-WCs gabs noch AchdudickesEi- und Chemtrailflyers und das wars auch schon. Wohl auch aus Respekt vor den Organisatoren, die sich damit viel Mühe gemacht haben. Und so als einzelner unter einer Horde solcher Sektenanhaenger hätte das ja noch ausarten können. Man hat mich sehr wohl registriert aber gewähren lassen. Ich war ja noch gut getarnt mit meiner Demoverkleidung und meinen Gummistiefeln. Als dann noch mein mutiger deutscher Nachbar vorbei kam, wars dann bei manchen mit der Freundlichkeit vorbei aber naja. Man soll das Volk ja schließlich nicht durchmischen. Grimmig dreinschauende Toefflibuebe mit Monsterenergydrinkpullis gabs natürlich auch. Die lassen sich ja leicht und gerne beeinflussen. Das restliche Publikum bestand aus aelteren Semestern, die wohl einfach Langeweile hatten und darum gekommen sind. Ja und der Ueli sass da mitten drin im Zelt als waer er hier Zuhause. Was er offenbar auch ist beim Bachtel drüben irgendwo. Bei den Bunkern wahrscheinlich, wo sonst. Natürlich ist er mir aus dem Weg gegangen und ich wollte ihm das unangenehme Erlebnis einer direkten Konfrontation ersparen. Schließlich schien er ohne Begleitschutz unterwegs zu sein, war aber von seinen Fans umringt, die ihn wohl auch mit ihrem eigenen Leben verteidigt hätten. Irgendwie fand ich das noch mutig von dem. Aber das ist halt das Image, das er vertreten möchte. Ein Bundeszwerg zum Anfassen. Volksnah und patriotisch. Zum Glück kam heute kein Attentäter oder Terrorist vorbei. Das hätte ins Auge gehen können. Die Demonstranten sind auch friedlich von dannen gezogen. Besser haets nicht laufen können. Als ich heute dieses Spektakel etwas beobachtet habe, ist mir aufgefallen, dass auch der Ueli Maurer nur eine Menschenmarionette ist. Ja reden kann er gut. Es ist wie ein Theaterstück aufführen. Die Illusion dieser heilen Welt kreiren, an die er nicht mal selber mehr glaubt. Man spürt grosse Angst und Unsicherheit. Was ich eine schlechte Voraussetzung finde für Leute, die eine führende Rolle spielen. Aber so sollen wir uns am besten alle fühlen. Darum gehts doch und bei ihm selbst scheint es bereits zu wirken. Unter den gegeben Umständen ist das auch verständlich. Wenn diese Patrioten nämlich die ganze Wahrheit erfahren, wäre er der erste den sie zerfleischen wuerden und ich denke er weiss das auch. Da interessieren dann auch niemand mehr diese Asylanten- und Sozialgeschichten. Als waeren das unsere groessten Probleme. Das glaubt er doch selber nicht. Ich empfinde für diesen Mann wirklich mehr Mitleid als was anderes und sehe ihn weder als reale Gefahr oder einflussreiche Kraft. Anhand des heutigen Auftritts und der immer gleich bleibenden Wahlstrategie muss man leider eher eine schlechte Prognose für ihn und seine Partei stellen. Irgendwie pfeiffen die alle aus dem letzten Loch und viel kann man von denen wohl nicht mehr erwarten. Alles in allem war es ein hoch interessanter Spionausflug und wird unter dem Konto Feldstudie verbucht. Mein erster und wohl auch mein letzter Parteianlass dieser Sorte aber war wirklich spannend mal solch intime Einblicke in eine mir sonst sehr fremde Welt zu gewinnen. Obwohl ich wirklich gerne mal unter vier Augen mit dem Herr Bundesrat ueber diese ganzen Geschichten geredet haette aber soweit sind wir ja noch nicht. Obwohl ich heute ja bewiesen habe, dass ich nicht beisse und auch ganz anständig sein kann, wenn es sein muss. Ich nenne das erste Annäherungsversuche, die heute schon mal einen grossen Fortschritt gemacht haben. In meiner Ueberzeugung werden wir es in der Schweiz naemlich nur schaffen, wenn wir uns alle gemeinsam dafuer einsetzen. Spaltung und Konkurrenzdenken wird scheitern und darum ist es umso wichtiger, dass diese verschiedenen Menschengruppen wieder naeher zusammen ruecken und sich ihren gegenseitigen Abhaengigkeiten bewusst werden. Das ist für keinen leicht sowas aber wenn sich alle ein bisschen entgegenkommen, kriegen wir das eines Tages sicher noch hin. Schauen wir mal. Die Glockenschwinger fand ich trotzdem immer noch das absolute Highlight. Sie haben auch als einzige Uelis Rede gestört. Die haben das alles wohl auch schon zu genüge gehört. Vorallem die Geschichten von Afrika und so. Ja die waren echt sympathisch. Der Spielplatz im Muldencontainer mit Sand war auch erstaunlich gut besetzt. Die Götter hatten offenbar trotzdem keine Lust auf Gipfeltreffen und darum gabs kalten Regen dazu. Tja Pech. Auf meinen Gipfel warte ich auch immer noch aber von denen hätte ich wohl trotzdem nichts angenommen. Als es vorbei war, musste ich gerade ein paar Stunden schlafen. So muede, hat mich das gemacht. Wahrscheinlich hat man uns da verzaubert. Wundern tät mich das nicht mehr. Ja und der Martin hatte sogar Geburtstag. Frag mich, wo meiner immer noch bleibt.

REBEL 4 LIFE!










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