Friday, April 30, 2010

Der Freivogel

Er sprengt alle Grenzen. Denn er kennt keine. Weder im Leben noch im Denken oder der Kreativität. Stösst damit auf viele fruchtbare Böden. Der Antreiber jeglicher geistiger Anregung und Expansion. Empfänglich für die tief verwurzelten Träume der Menschheit. Ihren verborgenen Wünschen. Dünger für den nährlosen Kopf, der wachsen will. Die leere Seele, die gefüllt werden will. Das ungenutzte Leben, das gelebt werden will. Denn es sind deren einzige
Bestimmung. Seltene Exemplare. Meist schwer zu fassen. Immer in Bewegung. Exzentrisch und individualistisch. Bis ins letzte Detail. Reissen alles um sich herum mit, in ihren Strom der Lebensdurstigkeit. Den höchsten Erwartungen und Herztönen entgegen tanzend. Hoffnung und Liebe sähend. Saugen sie alle Eindrücke um sich herum auf wie ein Meerschwamm. Lachen, reden, leuchten und fliegen in den buntesten Farben. Bemalen damit die Welt neu. Der Lichtblick am Horizont. Ewig sollt ihr leben. Für immer frei und froh.

Der Moment, wo man seine Realität dermassen schätzt. Sie zu einem Dauerzustand des Glücks geworden ist, verliert man das Bedürfnis seine Wahrnehmung durch Rausch zu verändern. Man möchte sogar voll da sein damit jede Sekunde ganz bewusst genossen wird. Man seine ganze Kraft entfalten kann. Man möchte sich und seine Talente nicht mehr behindern oder unnötig unterdrücken. Sondern alles aufnehmen, spüren und rauslassen. Ohne Filter. Ohne Nebel. Eine gute Grundlage um allfällige Süchte und andere Zwänge, die einem verleiten seinen Bewusstseinszustand künstlich zu verändern oder zu intensivieren, abzulegen. Es wird dann einfach irgendwann unnötig. Das echte pure Leben ist dann Flash genug. Man denkt auch immer weniger dran. Was das Leben einem doch für wunderbar einfache und erfüllende Wege aufzeigen kann. Das Rückschläge sogar zu Vorteilen werden lässt. Sie ohnehin nur noch als kaum wahrnehmbare Beben auftauchen lässt. Wieder im Sumpf der Vergangenheit untergehen kaum haben sie sich gezeigt. Nur kurz ihre Köpfe aus dem Schlamm strecken um zu gucken ob man noch da ist. Den restlichen Balast hat man ja zum Glück bereits über Bord geworfen. Dann wird man plötzlich ganz leicht. Und man beginnt zu fliegen.

Durch einen unerwarteten Zwischenfall kam ich heute mit der Stadtpolizei und deren Detektiven in Berührung. Irgendwie fühlt man sich immer etwas komisch in ihrer Gegenwart. Auch wenn man nicht direkt etwas verbrochen hat. Man möchte halt lieber nichts mit denen zu tun haben. Bei näherer Betrachtung und natürlich solange man kooperativ und anständig bleibt, merkt man aber dass sie auch nur Menschen sind. Vorallem die Detektive scheinen mir recht vernünftige Leute zu sein. Obwohl fraglich ist, in wie fern sie mit ihrer Tätigkeit Erfolg haben. Sie sind sich dessen selber auch nicht wirklich bewusst. Es war noch lustig zu sehen, was sich dort so abspielt. Man redet dann von Fingerabrücken, DNA-Spuren und so weiter.
Und nein, meine Fingerdrücke haben sie immer noch nicht. Im Umgang mit dieser Branche ist zu beachten möglichst höflich und glaubwürdig/authentisch zu bleiben. Trotzdem aber genug vorsicht walten zu lassen damit der Spiess nicht plötzlich umdreht. Ansonsten bestimmst du welche Richtung das Gespräch oder die Verhandlung nimmt. Vorallem wenn sie etwas von dir wollen. Dann kann man auch seine Meinung sagen ohne dafür gleich den Max machen zu müssen. (Sie hatten einzig meinen Pass als Druckmittel. Den hät ich aber auch da gelassen. Können mir den ja nicht für immer weg nehmen. Eimal Schweizer immer Schweizer. Auch wenn man darauf ja nicht mehr stolz sein sollte. Ausser das saubere Wasser aus dem Hahnen und den ersten zögerlichen Schritten in Richtung eines nachhaltigeren Lebens, steht uns der Dreck bis zum Halse. Also der Pass passt mir eh nicht.) Wer sich etwas mit dem Recht auskennt und sich nicht einschüchtern lässt, muss nicht viel befürchten. Ausser man will dir ums Verrecken an den Kragen. Dann drehen sie alles so, dass es gegen dich eingesetzt werden kann. Dann bleibt nur noch eins: mache den Feind zum Freund.
Plötzlich kam ein anderer Detektiv ins Zimmer und wollte einen Facebook-Zugang. Hatte aber keiner grad zur Stelle also machte er kurzerhand einen Fake-Account. Angeblich wollte er an ein
Foto gelangen. Man lacht noch drüber. Die Leute seien ja selber dumm. Erinnert mich an eigene Zitate. Aber so viel würde man da dann doch nicht rausfinden. Dazwischen ruft noch die Frau an mit einem leckenden Öltank. Man unterhält sich über dies und das. Auch den 1.Mai. Wobei sogar noch Verständnis für die "Chaoten" aufgebracht wird. Zumindest ihre Situation nachvollzogen wird. Es halt einfach als unnötig und wirkungslos betrachten, was ja bis zu einem gewissen Grade auch stimmt. Also doch nicht alle Spass an dieser Schlacht haben. Die nette Anekdote vom Hippie, der sich vor ein paar Jahren zwischen die Fronten auf den Boden setzte und um Frieden bat, kam nicht von mir. Darum habe ich ihnen auch gesagt, dass diese Art der Konfrontation im Begriffe ist sich zu evolutionieren. Gespräche stattgefunden hätten. Dies aber ein längerer Prozess sei. Die Gesellschaft so allgemein nicht wirklich funktionieren würde. Wir viele Dinge vernachlässigen mit unserer Art zu leben. Nicht nur uns selbst auch der ganze Rest an Menschen, die neben uns auf diesem Planeten irgendwie versuchen zu überleben. Mit dem Rest, der noch übrig bleibt. Für die, die nicht bezahlen können. Da wird man dann sehr raffiniert oder auch grausam, wenn es darum geht Geld oder Güter herbei zu schaffen. Wir lassen ja auch den meisten kaum eine andere Wahl. Dafür sogar bei der Polizei auf offene Herzen und Ohren zu stossen, hat mich dann doch sehr überrascht. Sie haben auch schnell gemerkt, dass da jemand sitzt dessen Gedanken und Fühler sehr weit ausgestreckt sind. Wahrscheinlich auch viel weiss, was sie interessieren könnte. Mich aber nicht als Gefahr oder als Instrument für ihre Recherchen wahrgenommen haben. Denn das bin ich auch nicht. Nach wie vor mehr Berater als Täter. Bestrebt ein Optimum zu erschaffen, dass allen gerecht wird. Ein hohes Ziel, das fast schon alle aufgegeben haben. Aber sobald man merkt, dass es bei jedem selbst beginnt und in der Zufriedenheit der Mehrheit endet, sind wir alle eins und es gibt keine Unterschiede mehr. Sondern nur Menschen, die auch alle gern friedlich leben möchten.
Forschern und Detektiven habe ich mich immer sehr verbunden gefühlt. Im Grunde machen sie die gleiche Arbeit wie ich einfach in einem anderen Zusammenhang. Sympathie für Menschen zu empfinden, die man zuvor nicht mal mehr als wirkliche Menschen wahrgenommen hat, find ich eine schöne Erfahrung. Danke.

Was mich auf Hinblick zum 1. Mai in eine neuartige Stimmung versetzt. Nicht nur wegen der Begegnung mit der anderen Seite (der 3. Art) sondern auch weil ich sehe, wie stumpf und uninteressiert die Mehrheit nach wie vor gegenüber der 1.Mai Bewegung ist. Damit meine ich den Umzug und nicht mal die Nachdemo. Noch viel weniger als die Polizei. Gibt mir zu denken. Im Gegensatz zu diesen Menschen scheisse ich ja auf ihr System. Beteilige mich kaum noch daran und werde auch in Zukunft mein Leben nicht danach richten. Wenn es nach mir ginge, könnte morgen 8Uhr alles verschwinden und es wäre auch total ok. Dem ist aber leider nicht so und es gibt viele Menschen, die nach wie vor täglich unter diesem System leiden müssen. Dieses unmenschliche Ding vielleicht noch sehr lange ertragen müssen. Darum sollte man dahin gehen. Vorallem Leute, die Kinder haben, sollten wenigstens ihnen gegenüber dieses Minimum an Solidariät aufbringen. Sich für die Zukunft und die Veränderung des Systems einsetzen. Wenn das Mitgefühl all den anderen Menschen gegenüber nicht ausreicht, die uns auf ihren Schultern tragen, dann wenigstens dir selbst gegenüber. Wer weiss was morgen ist. Wie lange du noch arbeiten und zahlen kannst. 2 Stunden für eine Sache zu investieren, wo ein Haufen Menschen zusammen kommen und für eine Sache auf die Strasse gehen, ist etwas einmalig richtiges. Ob es was bringt oder nicht sei dahin gestellt. Das Erlebnis allein gibt aber mehr als genug zurück. Erlaubt einem die Sicht auf eine andere Realität. Speziell denen, die sich sonst gern vor dieser Konfrontation drücken. An diesem Umzug sind alle eins. Jung und alt. Schweizer und Ausländer. Arme und reiche. Autonome und angepasste. Schwarze und weisse. Rote und nochmals rote. Alle wollen wir eine bessere Welt. Eine soziale Gerechtigkeit. Eine faire Verteilung. Eine sinnmachende Finanzstruktur. Und so weiter. Das ganze System ist eine einzige grosse Fehlerquelle. Ja, ich kacke drauf und trotzdem werde ich dahin gehen. Für die Menschen und ihre Kinder, die es nicht mal interessiert. Für diesen traurigen Haufen, der es doch eigentlich nicht mal verdient. Aber genau darin liegt die wahre Grösse. Eins der besten Geschenke von allen. Vielleicht in 100 Jahren wacht ihr auf. Dann wenn es zu spät ist. Ich bin dann eh nicht mehr hier. Aber ich weiss, dass ich alles versucht habe um es zu verhindern. Das Lächeln auf den Lippen bevor ich sterbe, habe ich bereits auf sicher. So macht das Leben Spass und Sinn. Ich kann mich nur immer wiederholen: Danke Leben. Danke das du mir die Augen geöffnet hast.

Danke das du mir die Freiheit geschenkt hast; ein Freivogel sein zu dürfen.

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