Monday, October 26, 2009

Das Arbeitslager und der Kapitalistenstaat

Wie bereits in einem früheren Post erwähnt, bin ich nun in einem sogenannten „Arbeitsprogramm“, wo ich jetzt für mein RAV-Geld arbeiten gehen muss. Ich wurde also in eine Non-Profit-Organisation vermittelt. Das Thema finde ich sehr spannend. Nur leider ist man dort noch mehr mit der Tragik unserer Gesellschaft konfrontiert als sonst schon. Viele der sogenannten "freiwilligen" Mitarbeiter kommen vom Sozialamt und sind Langzeitarbeitslose. Zum Teil sind die auch schon sehr lange da, haben also mit dieser „Massnahme“ den Weg zurück ins Arbeitsleben nicht wieder gefunden. Sind dort hängen geblieben. Die Klienten sind Opfer von Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung gegenüber Minderheiten. Diese Organisation muss förmlich beim Staat um Geld betteln gehen, weil dieser nicht bereit ist eine solch wichtige Anlaufstelle zu unterstützen. Für meine berufliche Laufbahn wird es wohl auch kaum eine Verbesserung bringen. Zum Glück habe ich mich bereits gegen die Wirtschaft und das System entschieden und möchte gar nicht zurück. Würde ich das aber wollen, wäre ich bereits nicht mehr dazu im Stande.
Wie auch immer. Ich bin nun also jeden Tag schön arbeiten gegangen. Einmal pro Woche muss ich nun auch noch einen Kurs in einer anderen Stadt besuchen. Das ist in diesem Programm Pflicht. Habe ich natürlich auch gemacht. Ich bin auch verpflichtet weiter Stellen zu suchen. Auch das habe ich gemacht. Da denke ich also nichts Böses und möchte ende Monat pünktlich mein Geld haben, so wie bisher auch, und musste mit einem Schrecken feststellen, dass dies nicht der Fall war. Man sagte mir, dass ich wegen dem Programm das Geld nun nicht mehr wie gewohnt am 25. erhalten werde. Das ich aber darauf angewiesen bin versteht keiner. Die Menschen auf den Büros waren sehr verständnislos als ich anrief um zu fragen was da genau los ist. Als ich nicht gearbeitet habe, lief das immer einwandfrei und jetzt wo ich mir den Arsch aufreisse, wird man derart hängen gelassen. Frechheit ist nur der Vorname.
Das ist also der Dank. Ich habe alle meine Pflichten erfüllt und trotzdem kein Recht auf Existenz. Da kriegt man schwer den Eindruck, dass es dem Staat und seiner ausführenden Hand eigentlich am liebsten wäre wir würden alle tot umfallen. Wir nützen ihm ja nichts, kosten nur. Sollen sie doch ein Erschiessungskommando einrichten, das alle Arbeitslosen, Sozis, Invaliden, Rentner usw. nieder streckt. Dass wäre wenigstens eine offene Hinrichtung anstatt die versteckte, langsame Zermürbung, die ebenfalls im gesellschaftlichen Tod endet. Vor einem halben Jahr noch habe ich einen sehr guten Job gemacht, war im Ausland tätig, habe sogar ein Team geleitet und wurde nun soweit reduziert, dass ich auf dem Markt nichts mehr wert bin und auch mein Lebensstandard so tief gesunken ist, dass ich kaum eine Chance mehr habe da rauszukommen. Soviel zu unserem sinnvollen Umgang mit Arbeitslosen. Man entzieht den Menschen jegliche Grundlage und Zukunft. Was ist das anderes als strukturelle Gewalt an den eigenen Bürgern. Jeder Mensch, der in der gleichen Welt lebt, weiss dass das Leben hier nicht gratis ist und man ohne Geld einfach nur aufgeschmissen ist. So etwas macht mich krank.

Es ist ihnen Schnuppe wenn du nichts zu Fressen hast und deine Rechnungen nicht zahlen kannst. Du musst nur immer liefern aber wenn du mal was willst, ist es schnell mal ein Problem. Tust du mal was nicht, wirst du damit bestraft, dass man dir deine Existenz streitig macht. Solange du abhängig bist, werden sie das schamlos ausnutzen und du hast keine Möglichkeit dich dagegen zu wehren weil sie dich dann mit Kürzungen usw. wieder erpressen. Es ist ein Teufelskreis aus dem nach einer gewissen Zeit keiner mehr raus findet. Das kann nicht das Ziel des Staates sein, den wir finanzieren. Für Bauprojekte, die die ganze Stadt lahm legen, hat es komischerweise immer genug Geld übrig. Auch um Banken vor dem Konkurs zu retten, hatte es erstaunlicherweise immer genug auf dem Konto der Staatskasse. Was doch wieder mal ganz deutlich zeigt wer dem Staat wichtiger ist. Wer mehr wert hat. Wir sicher nicht. Darum, aufstehen jetzt!

Es betrifft jeden, denn morgen kann es auch dich treffen! Keiner ist mehr sicher. Wer seinen Job verliert ist schneller weg als er denken kann. Der Staat wird dich nicht unterstützen. Die Gelder werden immer spärlicher und die Zukunft immer dunkler. Schulden und die konstante Zermürbung machen es irgendwann unmöglich in den Markt zurück zu kehren. Wer schon mal arbeitslos war, weiss wie man auf den Ämtern vorgeführt wird für einen läppischen Betrag, von dem kaum einer leben kann. Eine lächerliche Summe um den Menschen noch knapp am Leben zu halten. Was dies anrichtet, ist dem Staat herzlich Wurst. Darum sage ich wir müssen alle zusammen halten und für einen gerechten Staat auf die Strasse gehen. Gegen die strukturelle Gewalt demonstrieren, welche sich immer mehr in unsere Gesellschaft einschleicht. Es ist Krieg mit Geld als Waffe. Solange du dem Staat nützt, den Konzernen ihre Profite steigerst, ist alles ok aber sobald du dies nicht mehr tust oder kannst, wird es für dich schnell mal eng. Der Kapitalismus hat den sozialen Staat verdrängt. Alles, was nicht ins Bild passt oder den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anforderungen und Erwartungen nicht mehr nach kommen kann, wird auf ein Minimum reduziert. Das betrifft Arbeitslose, Sozis, Invalide, Rentner, Asylanten und alle anderen Minderheiten, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, weil sie nicht den Normen entsprechen. Sie müssen den Kapitalisten und den Angepassten weichen. Haben weder Freiheiten noch Sicherheiten mehr. Es wird ihnen alles entzogen sogar das Recht auf Existenz. Deswegen müssen wir diese Steine werfen und diese Feuer anzünden. Diese Parolen rufen. Denn es wir nur schlimmer werden. Notfalls muss dieses System mit allen Mitteln gestürzt werden bevor es noch stärker werden kann und uns alle in den Privatkonkurs treibt. Das wichtigste dabei ist die Solidarität und das gemeinsame Bedürfnis nach einem ausgeglichenen Staat, der sich um alle seine Bürger gleich kümmert. Darum wollen wir auch einen Grundlohn für alle. Wir marschieren, tanzen und rufen also alle zusammen für eine faire Zukunft. Unsere Nachkommen werden es uns danken.

Gleiche Rechte für alle!

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